Bildformat, Bildschnitt und Einstellungsgröße

Über die Wahl des Bildformates, des Bildschnittes und der Einstellungsgröße kann die Aussagekraft eines Bildes variiert werden. Mit diesem Beitrag möchte ich einen Überblick über die Möglichkeiten der Bildgestaltung im Hinblick auf die Portraitfotografie geben.

Einstellungsgröße

Der Begriff der Einstellungsgröße sowie die einzelnen Bezeichnungen wurden größtenteils aus dem Film übernommen. Die Einstellungsgröße beschreibt das Verhältnis des Bildmotivs zum Gesamtbild, also wie groß oder klein der Porträtierte im Verhältnis zum Bildfeld abgebildet wird.

Die Einstellungsgröße beschreiben dabei, anders als das Bildformat, keine fixen Zahlen, die es einzuhalten gilt. Es gibt Spielraum zur Interpretation und die Übergänge sind zumeist fließend. Es gibt regionale Unterschiede und auch die persönliche Vorliebe des Fotografen spielt eine Rolle.

Welche Einstellungsgrößen gibt es?

Im Allgemeinen werden folgende Bezeichnungen unterschieden:

  1. Extreme Totale
  2. Totale
  3. Halbtotale
  4. Amerikanische Einstellung
  5. Halbnah
  6. Nah
  7. Großaufnahme
  8. Detail

Die extreme Totale zeigt Menschen aus einem großen Abstand und sorgen somit für einen Überblick. Die Ablichtung erfolgt zumeist mit einem Weitwinkelobjektiv und kann eine Person in ein entsprechendes Größenverhältnis, z. B. neben einem Baum, setzen.

Die Totale wird zumeist ebenfalls mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Auch hier soll ein Überblick geschaffen werden. Du kannst es verwenden, um in deinem Bild eine außergewöhnliche Location mit einzubeziehen. Das Bild zeigt im Hintergrund das Schloß Wackerbarth in Radebeul.

Stine Dresden

Die Halbtotale zeigt eine Person von Kopf bis Fuß und ermöglicht es dem Fotografen, dem Bild Leerräume zu lassen. Hier steht die Person schon mehr im Mittelpunkt, dennoch ist das Erkennen der Location möglich.

Die amerikanische Einstellung zeigt den Porträtierten vom Kopf bis über die Knie. Somit wird deutlich, das die Person das Hauptmotiv ist. In der Modefotografie wird die Einstellung genutzt, um Accessoires hervorzuheben.

Die halbnahe Einstellung zeigt die Person vom Kopf bis zur Hüfte. Somit liegt der Hauptaugenmerk eindeutig auf dem abgebildeten Menschen.

Die Naheinstellung legt den Fokus auf Kopf und Schulter und ist geeignet, um bspw. eine Frisur hervorzuheben. Es wird eine gewisse Nähe zur abgebildete Person erzeugt.

Bei der Großaufnahme wird der Fokus komplett auf das Gesicht gelegt. Alles andere wird bereits abgeschnitten. Somit erfährt die Mimik besondere Bedeutung. Die Großaufnahme ist auch unter dem Begriff Close-up anzutreffen.

Die Detailaufnahme zeigt, wie der Name vermuten lässt, nur einzelne Teile des Gesichts oder des Körpers, z. B. Augen, Lippen, es kann aber auch oder ein Tattoo oder Piercing hervorgehoben werden.

Wie können die Einstellungen erzeugt werden?

Die Einstellungen können bereits beim Fotografieren erzeugt werden, in dem der Fotograf entweder mit entsprechenden Brennweiten (Tele- oder Weitwinkelobjektiv) fotografiert und/oder den Abstand zum Modell je nach gewünschter Einstellungsgröße wählt.

Auch ein nachträglicher Bildbeschnitt in der Bildbearbeitungssoftware ist natürlich möglich. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Möglichkeiten durch die entsprechenden Sensorgrößen der Kameras begrenzt sein können. Eine Detailaufnahme aus einer Totalen zu schneiden, dürfte gerade im Hinblick auf einen hochwertigen Ausdruck unter Umständen schwierig werden. Daher sollte bereits bei der Erstellung der Bilder daran gedacht werden, entsprechende Detail-Aufnahmen zu fertigen. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass natürlich aus einem Close-up oder einer Naheinstellung keine Totale gefertigt werden kann.

Zudem sollten die unten stehenden Punkte zum Anschneiden der Bilder beachtet werden.

Bildformate

Welche Bildformate gibt es?

Das Panorama

Panoramabilder beeindrucken immer wieder aufs Neue und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Dies erfolgt dadurch, dass die menschliche Wahrnehmung eine solche Abbildung nicht erzeugen kann. Im Bereich der Portraitfotografie ist dieses Bildformat besonders schwierig zu handhaben, gibt aber Spielraum für Experimente, um z.B. eine Person mehrfach im Bild erscheinen zu lassen. Dies kann mit etwas Vorplanung mit der Panoramafunktion des Handys bewerkstelligt werden, funktioniert aber auch über die Panoramafunktion von z. B. Lightroom.

Panoramaaufnahme Kitzbühler Alpen

Das 2:3-Format

Dieses Format ist der Klassiker in der Fotografie. Es reizt bei den meisten Sensoren die größtmögliche Fläche aus, ohne dass das Bild von der Kamerasoftware beschnitten wird. Es ist für Hoch- und Querformate bestens geeignet. Da es häufig anzutreffen ist, kann es vielleicht etwas langweilig wirken, so dass du als Fotograf im Bild selbst vielleicht noch entsprechende Akzente setzen solltest.

Yvonne Schloß Wackerbarth

Das 4:3-Format

Dies ist das Format der alten Fernseher. Vor dem Jahr 2000 geborener Menschen ist dieses Format von Bildschirmen aller Art bekannt. Daher fühlen sich Fotos mit einem Retro-Look in diesem Format wohl.

Anika Weihnachtsmarkt Meißen

Das 16:9-Format

Die nach dem Jahr 2000 geborene Generation dürfte dieses Format deutlich bekannter sein, da es das nunmehr klassische Fernsehformat ist und auch bei Monitoren Einzug gehalten hat. Es eignet sich weniger für das Hochformat, spielt aber im Querformat seinen an Spielfilmszenen angelehnten Charakter voll aus.

Kaja Radebeul Bahnhof Ost

Das 1:1 Format

Dieses Format hat mit dem Einzug von Instagram eine Renaissance erfahren. Bereits zu Zeiten der Analogfotografie war das quadratische Format vorherrschend, wurde dann aber verdrängt. Es ist geeignet, symmetrische Abbildungen wirkungsvoll in Szene zu setzen.

Celine Coswig Kappelenteich

ungewöhnliche Formate

Für ungewöhnliche Bildlooks bieten sich abseits der klassischen Vorgaben nicht alltägliche Formate an. So können Bilder auch mal in Kreisform, im Dreieck oder Sechseck, was von einigen Printanbietern angeboten wird, dargestellt werden.

Wie werden die Bildformate erzeugt?

Auch hier gilt das oben bereits Gesagte: entweder stellt man vorab in der Kamera eine entsprechende Formatgröße ein oder passt nachträglich in der Bildbearbeitung das Format an.

Kompositionsregeln

Die Kompositionsregeln zählen zu den klassischen Dingen der Fotografie und finden Erwähnung in jedem ordentlichen Buch über Fotografie. Daher gehe ich nur kurz darauf ein:

Drittel-Regel

Das Bild wird durch zwei waagerechte und zwei senkrechte Linien in neun gleich große Abschnitte eingeteilt. Das Hauptmotiv wird dann auf einen der Schnittpunkte platziert bzw. auf einer der Linien. Im Normalfall kann man sich ein entsprechendes Raster im Kameradisplay einblenden lassen, was man auch einschalten sollte.

Goldener Schnitt

Der goldene Schnitt ist die komplizierte Variante der Drittel-Regel. Hierbei werden ebenfalls zwei waagerecht und zwei senkrechte Linien über das Motiv gelegt. Jedoch ist das Verhältnis der kürzen Strecke zur längeren Strecke so groß wie das Verhältnis der längeren Strecke zur Gesamtstrecke. Einfacher ist es, die entsprechende Vorgabe z. B. in Lightroom zu aktivieren und das Bild entsprechend auszurichten.

Fibonacci-Spirale

Noch eine Spur komplizierter ist die Erweiterung des goldenen Schnitts. Dabei wird eine leicht schneckenförmige Linie erzeugt. Ein Bildaufbau anhand dieser Linie ist besonders harmonisch, benötigt aber bei der Gestaltung deutlich mehr Erfahrung und/oder Zeit, da sie nicht so intuitiv ist. Aber auch dazu kann man sich in der Kamera bzw. Bildbearbeitungssoftware entsprechende Hilfslinien anzeigen lassen.

Bildanschnitt

Die Einstellungsgröße, das Format und auch die Ausrichtung des Motivs anhand der Kompositionsregeln können entweder direkt bei der Aufnahme oder nachträglich in der Bildbearbeitungssoftware angepasst werden. Hierbei sollten jedoch einige Fallstricke umgangen werden:

Sollten Arme und Beine nicht komplett abgebildet werden, sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht wieder an anderer Stelle wieder ins Bild geraten.

Der Bildschnitt sollte auch nicht durch die Unterschenkel verlaufen, da dadurch die Beine optisch stark verkürzt werden.

Im Übrigen sollte nicht durch die Gelenke, z. B. Fuß- und Handgelenk, Knie, Ellenbogen usw. geschnitten werden. Dies gilt insbesondere für die Finger. Diese sollten vollständig aufgenommen werden.

Auch breite Körperbereiche, z.B. die Hüfte, sollten nicht angeschnitten werden, da dadurch das Modell optisch verbreitert wird.

Am Kopf sollte der Anschnitt über oder deutlich unter dem Haaransatz liegen, da anderenfalls eine sehr hohe Stirn erzeugt wird.

Zusammenfassung

Durch die Wahl von Einstellungsgröße, Bildformat und Bildschnitt kann die Bildwirkung maßgeblich beeinflusst werden und sollte daher neben der Licht- und Farbgestaltung ebenfalls Beachtung finden. Anfänglich erfolgt durch den Fotografen vieles intuitiv, aber wer die grundsätzlichen Regeln kennt, kann diese bewusst anwenden, oder auch brechen, und somit seine Bildwirkung gezielt anpassen und steigern. Ich wünsche euch viel Spaß bei der Umsetzung.

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